Infos / Empfehlungen | USA allgemein | 29.03.2022 | Foto: Craig Thompson
Soul Food: Die Südstaaten kulinarisch entdecken
Essen in den Südstaaten ist alles andere als Nahrungsaufnahme. Es ist Kultur, es ist Geschichte und es ist Teil der „Southern Hospitality“, einer ganz besonderen Gastfreundschaft. Der Begriff „Soul Food“ prägt die Gerichte. Man kann es als Seelenwärmer verstehen, als Essen für die Seele, aber es spiegelt auch die afroamerikanischen Gerichte und damit ihre Geschichte wieder.
Hot Brown
Dieses herzhafte Gericht ist eine Erfindung des Küchenchefs Fred Schmidt, der in den 1920er Jahren im Brown Hotel in Louisville, Kentucky, tätig war. Gerichte mit Pepp, die satt und glücklich machen - das brauchten seine Gäste, die eine durchtanzte Nacht im Ballsaal des Hotels hinter sich hatten. Und die waren von seinem herzhaften Frühstücksgericht so begeistert, dass es bald sprichwörtlich in aller Munde war: ein offenes Truthahn-Sandwich mit Bacon und Sauce Mornay.
Fried Chicken
Mit Panade frittiertes Hühnchen ist eine „All American Favorite“, stammt aber aus den Südstaaten und wurde von den Afroamerikanern perfektioniert. Auf dieses Gericht sind die Südstaatler besonders stolz und es sollte nie für seine Einfachheit verachtet werden. Dabei ist es ein simples, gehaltvolles und nahrhaftes Gericht, dass meist mit Kartoffelbrei, Maisbrot und Gravy serviert wird.
Quelle: © Kentucky Tourism
Shrimp & Grits
Typisch Südstaaten! Shrimps (nicht frittiert) werden auf einer meist gut gewürzten Maisgrütze serviert. Enthält oft viel Knoblauch.
Catfish
Ein Wels, der viel im Mississippi Delta gezüchtet wird und ein Nationalgericht der Südstaaten ist. Fisch in den Südstaaten wird oft „Blackened“ serviert. Es ist eine Zubereitungsmethode mit Ursprung in der Cajun Küche. Dabei wird der Fisch stark und scharf gewürzt. Beim servieren sieht er fast angebrannt aus.
American Barbecue
Das Wort kann sowohl die Garmethode als auch das damit zubereitete Essen oder eine Veranstaltung bezeichnen. In den Südstaaten ist es aber meist die Garmethode und zeigt auf, dass ein meist großes Stück Fleisch in einem Barbecue - Smoker über längere Zeit bei mäßiger Temperatur gegart worden ist. Häufig zubereitetes Fleisch ist Schweinefleisch (vor allem Schweineschultern, Spareribs oder ganze Schweine), Rindfleisch (vor allem die Brust), Hammel und Geflügel.
Die Barbecue-Saucen unterscheiden sich je nach Region stark, generell reichen sie von „trockenen“ Zubereitungen nur mit Gewürzen, über essig-, senf- oder tomatenbasierte Saucen bis hin zu Saucen, die vor allem aus Ketchup und Sirup bestehen.
Ganz besonders ist die Alabama BBQ Soße, denn sie ist weiß: Seit 1925 genießen die Gäste von Big Bob Gibson in Decatur, Alabama, den einzigartigen Geschmack der White Sauce nach Familienrezept zu Geflügel, Schweinefleisch, Meeresfrüchten und Wild. Die inzwischen für ganz Nordalabama typische, weiße BBQ-Sauce ist ein würziger Allrounder. Ob Dipp oder Salatsauce: ein Schuss White Sauce dazu und der Gaumenschmaus ist perfekt.
Quelle: © Mississippi Tourism | Kentucky Tourism
Peanuts
Klar, jeder kennt Erdnüsse, aber in den Südstaaten mag man sie so, wie sonst nirgends - nämlich gekocht. Was, gekocht? Richtig, zusammen mit ihrer Schale in Salzwasser. In den Südstaaten versteht man sie dabei weniger als Nuss, sondern eher als Hülsenfrucht. Dann wird es etwas nachvollziehbarer, oder? Man genießt sie am besten heiß im Freien, wobei man leicht in die Schale beißt. Dabei entweicht nicht nur der Rest des Kochfonds, sondern auch die Nüsse selbst, welche durch den Kochprozess eine weiche Konsistenz bekommen haben. Schalen auf den Boden werfen und mit einem Kaltgetränk genießen!
Hot Tamales
Ursprünglich ein mesoamerikanisches Gericht, ist es mittlerweile Teil der Essenskultur einiger Südstaaten. In Mississippi gibt es sogar einen Tamales Trail. Eine in Bananenblätter gehüllte Fleischmasse, die gedämpft wird und dann (ohne Blätter) mit einer scharfe Tomatensoße serviert wird.
Meat 'n' three (sides)
Das bedeutet übersetzt "Fleisch und drei", womit Cafeteria-artige Familienrestaurants gemeint sind, die einen einfachen, deftigen Mittagstisch anbieten. Man wählt sein Fleisch und drei Beilagen. Oftmals gibt es Hähnchen in verschiedenen Versionen oder auch Landschinken oder Braten. Typische Gemüsebeilagen sind Mais oder grüne Bohnen und als Sättigungsbeilagen gibt es Kartoffeln, Maisbrot, hin und wieder auch Nudeln oder Grütze. Einmal Teller vollladen und dann ab an den Tisch und reinhauen!
Nashville Hot Chicken
In den Südstaaten hat man eine besondere Beziehung zu Frittiertem. Man frittiert sogar sauer eingelegtes Gemüse als Snack. Neben dem "Fried Chicken", für welches Kentucky berühmt ist, hat sich eine populäre Abwandlung in den 1930er Jahren in afroamerikanischen Bezirken Nashvilles durchgesetzt. Dabei werden Hähnchenbrust, -flügel oder -schenkel in einer Buttermilch-Eier-Mischung getunkt, dann in einer Mehl-Paprika-Mischung paniert, frittiert und danach mit einer rötlichen Cayennepfeffersauce bedeckt. Serviert wird es mit Scheiben saurer Gurke auf Weißbrot. In Nashville gibt es einige lengendäre Hot-Chicken-Anbieter, darunter "Hattie B's Hot Chicken" und "Prince's Hot Chicken Shack".
Quelle: © Mississippi Tourism | Lou Bopp
Fried Green Tomatoes
Besonders durch den gleichnamigen Film der 90er Jahre bekannt, aber ein Nationalgericht der Südstaaten weit über die Grenzen Alabamas hinaus. Fried Green Tomatoes sind grüne Tomatenscheiben, die in einer Panade frittiert wurden. Meist werden sie mit einer Art Cocktailsauce serviert, nicht selten kommen dann noch Flusskrebse hinzu.
Banana Pudding
Kommen wir zu den klassischen Süßspeisen! Ein leckeres Schichtdessert, in welchem sich zu Waffeln oder Keksen Bananenscheiben und Vanillepudding gesellen, stellt dieser traditionelle Nachtisch dar. Manche lieben es, wenn der Pudding noch heiß ist, manche mögen das Dessert eiskalt.
MoonPie
Dieses üppige Konfekt wurde 1917 in Chattanooga, Tennessee erfunden und misst zehn Zentimeter im Durchmesser. Es ist über die Bundesstaatengrenzen hinaus bekannt und beliebt. Mit Schokolade überzogen werden Marshmallows und Graham Cracker - im Grunde die Zutaten, welche amerikanische Kinder von ihren Lagerfeuer-S'mores kennen, nur in anderer Reihenfolge. Moon Pie wird häufig mit RC Cola genossen. hat etwa 10 cm (vier Zoll) Durchmesser. Neben der klassischen Schokoladenglasur gibt es auch Sorten mit Vanille, Erdbeere und Banane.
Bourbon Balls
Herrenkonfekt? Von wegen! In Kentucky genießen - einmal abgesehen von den Kindern - alle die Bourbon Balls. Diese Pralinen, die es mit Schokoladenummantelung und in Zucker gerollt zu kaufen gibt, werden insbesondere zu feierlichen Anlässen wie dem Kentucky Derby genossen. Sie wurden wohl 1936 in Frankfort, der Hauptstadt, zur 200-Jahr-Feier Kentuckys erfunden, als ein Gast vorschlug, doch die beiden leckersten Dinge, Bourbon und Schokolade, miteinander zu kombinieren. Gute Idee!
Quelle: © Kentucky Tourism | Nicole Winchel Brayton on Unsplash.com
Let's have a Drink
Wo wir schon beim Alkohol sind: Nicht nur die Gerichte sind anders, auch die Getränke. Selbst das „Trinken“ wird in den Südstaaten anders gehandhabt als im Rest der USA. Destillerien - seien sie zur Herstellung von Bourbon, Whiskey oder Moonshine - sind Teil der Kultur und etwas, worauf man hier stolz ist. So ist ein „Bloody Mary Coffee Break“ bei einer Konferenz nichts Außergewöhnliches. Gleichzeitig gibt es hier auch noch so einige trockene Countys, in denen kein Alkohol verkauft werden darf. Sogar Lynchburg, wo jeder Tropfen Jack Daniels abgefüllt wird, der auf der Welt verkauft wird, gehört dazu.
Sweet (Iced) Tea
Bevor wir uns wieder den alkoholischen Getränken widmen, kommt hier ein ganz typischer Südstaaten-Klassiker, den man auf jeder Front Porch gut genießen kann. Wenn man in den Südstaaten Eistee bestellt und man mag ihn nicht süß, dann muss man das unbedingt sagen, denn ansonsten erhält man nämlich besagten "Sweet Tea". Selbst, wenn man nur einen Tee bestellt, gibt es mitunter Verständigungsprobleme - denn heißer Tee, der dann nicht einmal süß ist - das sind zwei Dinge, die in den Südstaaten absolut ungewöhnlich sind.
Bushwacker
Er ist ein typischer Cocktail an der Golfküste, und noch dazu einer, der in jeder Hinsicht gehaltvoll ist. Eine Bar, die für diesen Drink bekannt ist, ist die FloraBama Bar in Alabama, an der Grenze zu Florida. Tatsächlich gibt es aber nicht das eine Bushwacker-Rezept, denn entlang der Golfküste existieren mehrere Meinungen, wie der Cocktail am köstlichsten wird. Im Grunde ist es aber ein stark alkoholischer Milkshake. Ob mit Vanille- oder Sahneeis, ob mit Eiswürfeln und richtiger Milch oder Sahne - die Basis ist definitiv ein Molkereiprodukt. Hinzu gesellen sich dann beispielsweise Kahlua und Rum, manch einer nimmt Vodka, andere Bourbon. Manchmal kommen Interpretationen mit Irish Cream oder Crème de Cacao oder Kokosmilch dazu. Meistens kommen alle Zutaten in einen Blender, um ein cremiges Endprodukt zu erhalten, das dann in einem Cocktailglas mit Sprühsahne und gemahlener Muskatnuss oder einer Maraschinokirsche gekrönt wird.
Mint Julep
Das Getränk des Kentucky Derbys. Bestehend aus Bourbon, Wasser, Crushed Ice, Minze und einem simple Sirup, also Zuckersirup. Dadurch oft sehr süß. Eine Tradition, nicht nur in Kentucky.
Quelle: © Gulf Shores/Orange Beach CVB | Kentucky Tourism
Bourbon vs Whiskey
All Whiskeys are Bourbon but not all Bourbon is Whiskey. Zum Whiskey wird das flüssige Gold unteranderem erst nachdem es durch eine Art Kohleschicht gefiltert wurde. 95% des Amerikanischen Bourbons wird in Kentucky hergestellt. Whiskey ist erst Tennessee Whiskey, wenn bestimmte Auflagen erfüllt. Sehr beliebt in den Südstaaten sind auch jegliche Cocktails mit einer Whiskey oder Bourbon Base.
Moonshine
Schwarzgebrannter hat Tradition in den Südstaaten. Und diese fußt in der Zeit der Prohibition in den USA. Heutzutage heißt der klare Schnaps, der oft aus Getreide oder Mais gebrannt wird, noch immer Moohnshine (Mondschein) - aber mehr um die Geschichte zu würdigen, denn längst wird er nicht mehr nachts gebrannt, abgefüllt und transportiert.