Infos / Empfehlungen | Texas | 27.03.2020 | Foto: Mandy Fierens - Texplorer | Travel Texas
Texas: Honky-Tonks, Two-Step & die Live-Musik-Welthauptstadt
So wie die Longhorn-Rinder und die Cowboys mit ihren Stetsons, den aufwändig gefertigten Boots und den breiten Gürtelschnallen zu Texas gehören, so ist auch die Live-Musik ein wichtiger Teil des Lone Star States. Von der kleinen Kneipenbühne bis zum gigantischen Hauptstadt-Festival, vom Fiddle-Spieler auf dessen Veranda bis hin zum großen Country-Star-Aufgebot – in Texas gehört die Musik zum Leben.
Texas war schon immer ein sehr musikalischer Bundesstaat und ein Hot-Spot für musikalische Innovationen. Hier entstanden einige Musikrichtungen wie der Lubbock Sound, wieder andere wurden entscheidend beeinflusst, darunter auch der Rock ‚n‘ Roll. Hier wurden viele bedeutende Musiker geboren wie etwa Kenny Rogers aus Houston (z.B. „The Gambler“ – eines der erfolgreichsten Country-Alben aller Zeiten) oder George Strait (der „King of Country“) aus San Antonio. Mehr über die Musikstile in Texas und die berühmten Honkytonks verraten wir Ihnen am Ende des Artikels. Zunächst wollen wir Ihnen von den musikalischen Highlights und der „Live-Musik-Welthauptstadt“ berichten! Zum Einstimmt hier ein schönes Video des Fremdenverkehrsbüros für Texas:
Luckenbach
Der Name klingt deutsch und ist es auch. Deutsche Farmer siedelten 1849 hier, worunter auch die namensgebenden Brüder Jacob und August Luckenbach waren. Dieser wirklich kleine Ort ist legendär und darf auf Ihrer Rundreise eigentlich keinesfalls fehlen. Warum? Weil sie hier praktisch täglich beste Live-Musik erwarten dürfen. Und das bei derzeit gerade einmal drei Einwohnern! Der kleine Ort, in dem einmal knapp 500 Menschen lebten, ist inzwischen also fast eine Geisterstadt und touristisch hauptsächlich für den Saloon mit Poststelle und General Store sowie die Dance Hall interessant. Genießen Sie die Live-Musik bei guten Drinks, begleitet von leckerem BBQ, Burger oder Bratwurst und Biergartenatmosphäre! In der Dance Hall wurde übrigens das Live-Album Viva Terlingua von Jerry Jeff Walker aufgenommen – ein Klassiker im Outlaw Movement (mehr darüber weiter unten). Mitte der 70er Jahre entstand dann der Song von Waylon Jennings und Willie Nelson „Luckenbach, Texas“ – damit war der Hype um den kleinen Ort in vollem Gange! Luckenbach liegt ca. 80 Meilen von San Antonio und Austin entfernt.
Quelle: © Pierce Ingram | Travel Texas
Austin – Live-Musik und spannendes Großstadt-Flair
Die texanische Hauptstadt Austin gilt weltweit als Musik-Hochburg schlechthin, denn hier erwartet euch Musik an jeder Ecke! Das ganze Jahr hindurch finden zahlreiche Festivals und Events statt, die einige der bekanntesten Künstler überhaupt anziehen.
Die Hauptstadt von Texas ist nämlich vor allem für eines bekannt: In kaum einer Stadt der Welt wird so viel Musik gemacht, wie in Austin. Dieser Umstand brachte der Stadt zu Recht den Titel „The World Live Music Capital“ ein. Die Musik-Szene ist unglaublich lebendig, was auch an den unzähligen Bars und Clubs entlang der Sixth Street, in denen ständig Livemusik gespielt wird, erkennbar ist. Auch musikalische Open-Air Veranstaltungen gehören fest zum Stadtbild.
The World Live Music Capital
Austin ist die „Live Music Capital oft he World“. Der Slogan gehört seit 1991 zum offiziellen Marketing-Konzept der Stadt und ist durchaus ernst gemeint: Fast 250 Live-Musik-Orte wie Bühnen, Bars und Hallen wollen in Austin fast jeden Abend bespielt sein. Von Blues über Country, Indie- und spanischsprachigem Rock bis hin zu Funk und Jazz finden sich alle möglichen Musikstile in der Stadt.
Quelle: © links: Travel Texas | rechts: Andy Forde - Austin Convention & Visitors Bureau
Austin City Limits (ACL)
Unbedingt zu empfehlen ist das Austin City Limits – ein riesiges genreübergreifendes Festival, welches in der Hauptstadt von Texas stattfindet (siehe Bild oben rechts). Das Festival steigt an sechs Tagen und über zwei Wocheneden hinweg. Das ACL Music Festival wurde von der gleichnamigen Fernsehserie inspiriert und bietet eines der besten Line-ups der Welt. Die acht Bühnen des Festivals im Zilker Park am Colorado River reichen von klein und intim bis hin zu stadium-tauglich.
South by Southwest
Es ist eines der größten und angesagtesten Festivaks der Welt: Das South by Southwest im texanischen Austin. Das Festival findet jährlich im März statt und bringt viele aufstrebende Stars und neue Trends hervor. Es gilt als Trendschmiede der Musikindustrie: Für viele Bands führte erst ein Auftritt auf dem legendären Festival zum großen Durchbruch.
Das Festival setzt Trends – und das nicht nur musikalisch. 2006 wurde beim Festival der Nachrichtendienst Twitter zum ersten Mal einem großen Publikum vorgestellt, drei Jahre später wurde das Festival genutzt, um Foursquare (standortbasierter Empfehlungsdienst für restaurants und andere Orte) einzuführen. Beide Dienste sind aus unserem täglichen Leben heute kaum mehr wegzudenken.
Quelle: © Travel Texas
Deep Ellum, Dallas
Musikliebhaber sollten sich den Stadtteil Deep Ellum vormerken. Er liegt nicht weit von Downtown Dallas entfernt und ist seit den 1930er Jahren ein Musik- und Kunst-Zentrum. Hier können Sie Blues, Country oder Hip Hop hören. Wenn es zeitlich passt, dann lassen Sie sich ein Konzert im Trees nicht entgehen! Das Three Links und der Adair’s Saloon sind ebenfalls absolut empfehlenswert. Guter Monat für einen Besuch: April! Dann findet das kostenlose „Deep Ellum Arts Festival“ statt. Noch einen absolut heißen Ausgeh-Tipp für das angrenzende Fort Worth finden Sie weiter unten im letzten Abschnitt.
Gruene
Eine ganz andere musikalische Erfahrung bietet ein kleiner Ort nordöstlich von San Antonio. In Gruene befindet sich mit der Gruene Hall die älteste durchgängig betriebene Dance-Hall des Bundesstaates! Sie wurde 1878 von Heinrich "Henry" D. Gruene erbaut. Der deutsche Name kommt nicht von ungefähr. Die Gegend ist für ihre deutschen Wurzeln bekannt. So erklären sich auch Stadtnamen wie New Braunfels, New Berlin oder Boerne. In der Gruene Hall finden regelmäßig tolle Konzerte statt von teilweise sehr bekannten Stars wie Garth Brooks oder Willie Nelson. Die Dance-Hall mit langer Tradition und den Brettern, die die texanische Musikwelt bedeuten, half bereits zahlreichen Künstlern dabei, entdeckt zu werden.
Quelle: © Travel Texas
San Antonio
In San Antonio mischt sich ein bisschen spanisches Erbe und mexikanischer Einfluss in das optische, musikalische und kulinarische Stadtbild. Bestaunen Sie die wunderschönen Missionskirchen und lauschen Sie der Mariachi-Musik, welche entlang des River Walks bei den Cafés und Restaurants zu hören ist. Hier kann man sich bei leckerer Tex-Mex-Küche unter kunterbunten Sonnenschirmen verwöhnen lassen und den Blick über den Fluss schweifen lassen. Oder Sie essen im Mercado einen Street Taco und gönnen sich eine eiskalte Margarita!
Bandera – Cowboy Capital of the World
Sie wollen Cowboys sehen? Dann fahren Sie nach Bandera! Sie ist die selbsternannte Welthauptstadt der Cowboys und befindet sich ca. eine Stunde Autofahrt von San Antonio entfernt. Die Innenstadt mit ihren Western-Charme ist hinreißend! Sattel-Barhocker sieht man hier genauso wie Pferde, die vor dem Saloon auf ihre Reiter warten. Für gute Live-Musik kehren Sie im „Arkey Blue‘s Silver Dollar Saloon“ (siehe Bild unten rechts) in der „11th Street Cowboy Bar“ (linkes Bild) ein!
Quelle: © Travel Texas
Lubbock
Hier, inmitten der texanischen Baumwollfelder, die tatsächlich das größte zusammenhängende Anbaugebiet für Baumwolle in der ganzen Welt ausmachen, liegt die Stadt Lubbock. Wenn Sie plötzlich eine gigantische Hornbrille sehen, dann stehen Sie vor dem Buddy Holly Center (siehe Bild unten links). Der Rock-Star ist ein Sohn der Stadt und nicht der einzige berühmte Musiker, der aus Lubbock und Umgebung stammt. Besuchen sollte man nicht nur das erwähnte Center, sondern auch die West Texas Hall of Fame. Ein Besuch der Stadt lohnt besonders während der „National Cowboy Symposium and Celebration“ im September, wo man Cowboy-Poesie lauschen, viel über den amerikanischen Westen erfahren und Feldküchen wie aus der Wildwest-Zeit sehen kann.
Carthage
Wenn Sie im äußersten Nordosten unterwegs sind, vielleicht, weil Sie auf Ihrer Reise Texas und Louisiana verbinden möchten, dann sollten Sie sich als Musikliebhaber unbedingt die „Texas Country Music Hall of Fame“ in Carthage anschauen. Die Grenze zum Pelican State ist nämlich nur rund 30 km entfernt.
Palestine
Wenn Sie Palestine besuchen, vielleicht weil Sie mit dem Dampfzug der Texas State Railroad durch die schönen Kiefernwälder fahren (hier fährt im Winter übrigens ein „Polar Express“), dann sollten Sie einen Spaziergang durch den Davey Dogwood Park unternehmen, in welchem sehr viele Blütenhartriegel zu finden sind – ein Traum zur Blüte im Frühjahr. Die beste Zeit für einen Besuch ist übrigens das „Dogwood Trails Arts & Music Festival“ im Frühjahr zur Zeit der erwähnten Hartiegelblüte. Die hübschen weißen Blüten werden, wie man es sich denken kann, mit reichlich Live-Musik gefeiert. Abgesehen von der Eisenbahngeschichte (Texas State Railroad Palestine Depot, Railroad Heritage Center und Museum For East Texas Culture) sowie dem hübschen Hartriegel ist Palestine auch bekannt für die wunderschöne Carnegie Library und den nahegelegenen Wolf Creek Lake mit kleinen Wasserfällen. Musikalisch aber sollte man keinesfalls einen Besuch in der Shelton Gin Hall verpassen (siehe Bild recht) und schauen, ob gerade eine Konzert im Historic Texas Theatre gegeben wird!
Quelle: © Jaime Hudson & Pierce Ingram for Travel Texas
Houston
Zwei letzte Tipps betreffen Houston: Zum einen sollte man sich ein Top-Venue für Live-Musik keinesfalls entgehen lassen, wenn man in der Stadt ist, und zwar den Firehouse Saloon. In dem legendären Etablissement gibt es jede Woche Live-Acts - von Newcomern bis zu gestandenen Größen, von Country über Pop bis Rock. Hier gibt es Dielenboden zum Durchtanzen, die Cowboyboots hängen von der Decke und die Stimmung ist mega! Der Name kommt übrigens nicht von ungefähr: Das Honky-Tonk (eine Erklärung finden Sie im nächsten Abschnitt) ist seit 1992 in Besitz von Feuerwehrleuten (siehe nachfolgende Bilder). Es wurde zum “Best Music Venue in Texas” nominiert und wurde zur Nummer Eins Honky Tonk in Houston von der Houston Press erklärt.
Zum anderen ergibt sich in Houston eine perfekte Kombi zwischen Rodeo und Mega-Konzerten im Sommer, nämlich während des "Houston Livestock Show and Rodeo". Drei Wochen lang finden jeden Abend Konzerte im Stadion statt und das Line-up kann sich sowas von sehen lassen! Das Gute: Die Tickes sind für einen schmalen Taler erhältlich.
Quelle: © Pierce Ingram | Travel Texas
Texas Music und Honky-Tonk
Wussten Sie, dass es ein eigenes Musik-Genre in Texas gibt? Die Texas Music, auch Texas Country genannt, entstand hier. Sie hat ihren Ursprung im Outlaw Country der 70er und 80er (berühmte Vertreter: Willie Nelson, Kris Kristofferson und Johnny Cash) mit mehr Rock und Folk-Elementen, quasi als Gegenbewegung zum Nashville Sound, bei dem irgendwann die Produzenten in die musikalische Freizeit der Künstler eingriffen und zum Teil nachträglich Songs gegen deren Wissen veränderten. So flüchteten einige Künstler im Rahmen der Outlaw-Bewegung nach Austin, Texas, wo sie in unabhängigen Studios ihre Platten so aufnehmen konnten, wie sie es wollten.
Natürlich hört man hier nicht nur Texas Music, aber es zeigt, welchen Part das Musizieren, die Musik an sich, aber auch der Tanz (es gibt im Übrigen auch einen eigenen Tanz, den Texas Two-Step) im Lone Star State einnehmen. Charakteristisch für Texas sind auch die bereits erwähnten Honky-Tonks, Musikkneipen, die es schon seit dem 18. Jahrhundert gibt. Hier finden Sie sie noch, denn andernorts in den USA sind die populären Bars eine Rarität geworden. Die wohl weltweit größte, so sagen die Inhaber, finden Sie in Fort Worth, Billy Bob's Texas. In diesen Honky-Tonks entstand noch weit vor der Texas Music, nämlich in den 30er Jahren, wiederum ein ganz eigenes Genre der Countrymusik, die gleichnamige Honkytonk Music. Sie ist ein wenig rauer als gewöhnlicher Country, könnte man vielleicht zusammenfassen. Die Texte beziehen sich mehr auf das normale Leben und die Sorgen von bodenständigen Menschen und sind etwas weniger rosa-rot und romantisch wie manch andere Country Songs. Sie enthält unter anderem Elemente von Blues und R&B und war wegbereitend für die Entstehung des Rock und des Rockabilly. Ein berühmter Vertreter des Honktonks war Hank Williams. Die Texas Music hingegen ist mit dem „Red Dirt“ vergleichbar, der aus dem benachbarten Oklahoma stammt. Die Akustikgitarre ist ein essenzieller Bestandteil dieses Stils. Textlich ist man auch hier sehr recht direkt und unverblümt. Aber egal ob Honky-Tonk oder Texas Country, gewöhnlicher Country, eine rockigere Gangart oder eine völlig andere Musikrichtung – die Texaner lieben die Musik und sie zelebrieren sie. Hier bleibt keiner still am Rand stehen – hier geht man mit, hier tanzt man mit!